bergen

Die Jury hat entschieden!

Zu den Gewinner*innen

DAYS HOURS, MINUTES, und  SECS
[[deadline:2022-09-30 24:00:00]]

Wettbewerb im September 2022

Bei einem Museumsbesuch betrachten wir nicht selten Fundstücke längst vergangener Zeiten: Dieses Schwert aus dem Mittelalter, der Saurierknochen da oder diese Marmorstatue aus dem Römischen Reich – haben die noch etwas mit unserem Leben heute zu tun? Stellt euch vor, ihr würdet eine Ausstellung über eure eigene Vergangenheit sehen. Vielleicht werden die Handymodelle gezeigt, die viele noch vor ein paar Jahren hatten, die frühen Stoffmasken gegen Corona oder ein Foto eurer Einschulung.

Überlegt euch im September: Welche Gegenstände, die von vergangenen Zeiten erzählen, umgeben euch? Welche eurer Gegenstände sollten die Zeit überdauern? Was lohnt es zu bewahren, was würdet ihr gerne verschwinden lassen? Und was erzählen diese Dinge über eure Gegenwart? Schickt uns ein Gedicht zum Thema „bergen“! Wir sind gespannt auf eure lyrischen Einfälle!

Als Inspiration möchten wir euch hierzu das Gedicht [bergen — was ich nicht zurücklassen kann] der Lyrikerin Rike Scheffler vorstellen. Auch dieser Text befasst sich mit den Fragen: Was möchte man nicht aufgeben in einer bedrohten Welt? Was soll gerettet werden? Wie sieht eine persönliche Liste an Dingen aus, die man „bergen“ möchte? Sind es vielleicht „Rosenkohl und Pflanzendünger“, „fast alles von Bach“ oder „Hausschuhe der Größen 14 bis 47 ½“?

Geborgen wurde auch das Fundstück, das ihr rechts seht: Das Bildnis aus edlem Marmor zeigt Gratian, einen von insgesamt neun Kaisern, die in Trier residierten und einen Großteil des Römischen Reichs regierten. Zahlreiche solcher Fundstücke und Überreste römischer Bauwerke machen die Vergangenheit heute wieder lebendig.

Der Kopf steht beispielhaft für das glanzvolle Imperium auf dem Weg zum Niedergang des Römischen Reiche. Zu sehen ist er aktuell in der Ausstellung „Der Untergang des Römischen Reiches“ im Rheinischen Landesmuseum Trier, im Stadtmuseum Simeonstift Trier und im Museum am Dom Trier. Was erzählt uns der Marmorkopf über das längst vergangene Zeitalter des Römischen Reichs?

Porträt des Gratian
Marmor. – 375-383 n. Chr.
GDKE, Rheinisches Landesmuseum Trier
©GDKE, Rheinisches Landesmuseum Trier, Th. Zühmer

Rike Scheffler

bergen — was ich nicht zurücklassen kann:

Maisstärke, Mycelien und Algen, die uns eine Weile lang hielten
unsere Städte zu beleuchten, verwalten —

Kristalle, Flechten und Mikroben
Rosenkohl und Pflanzendünger
Nährstoffkreisläufe, massenhaft Sauerstoff

Sapphos Fragmente

die Walzer von Ravel
und fast alles von Bach 

meine Ablassbriefe für Plastik, geschreddert

eine verglaste Sandröhre, von der ich nie wusste
eine Lavalampe 

ein Klavier 2 hz nach unten gestimmt
Hausschuhe der Größen 14 bis 47 1/2

 

aus: Rike Scheffler: Lava. Rituale. (c) 2022 kookbooks, Berlin

Weiterführende Informationen

Rike Scheffler
Geboren 1985 in Berlin, ist Dichter*in und Musiker*in. Sie ist Mitglied im Berliner Lyrikkollektiv G13 und studierte Psychologie in Berlin und Literarisches Schreiben am Deutschen Literaturinstitut. Für ihr Schaffen erhielt sie u. a. Arbeitsstipendien des Deutschen Literaturfonds, der Deutschen Akademie Villa Massimo (Casa Baldi), Akademie der Künste Berlin, sowie den Wiesbadener Orphil-Debütpreis für Lyrik für ihren Gedichtband „der rest ist resonanz“, welcher 2014 bei kookbooks erschien. Ihr neuer Gedichtband „Lava. Rituale“ erscheint im Herbst 2022, ebenfalls im kookbooks Verlag.

Zuletzt realisierte sie Präsentationen ihrer Gedichte, Performances und Soundinstallationen, u. a. im Palais de Tokyo, Paris, im Kopenhagener Louisiana Museum of Modern Art, in der Neuen Nationalgalerie und im Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart in Berlin sowie auf (Literatur-)Festivals rund um den Globus.

2022 kuratierte sie die Ausstellung „AI ANCESTORS – Making Kin in the Future“ in der Berliner Akademie der Künste, im Rahmen des poesiefestivals berlin.

Rike Scheffler, Foto: Valerie Schmidt
Rheinisches Landesmuseum Trier

Rheinisches Landesmuseum Trier
Das Rheinische Landesmuseum Trier ist eines der wichtigsten archäologischen Museen in Deutschland und dokumentiert 200.000 Jahre Geschichte und kulturelle Entwicklung der gesamten Region von der Urzeit bis zum Ende des 18. Jahrhundert.

Auf 3.500 Quadratmetern werden im Museum ca. 4.500 Objekte gezeigt, darunter die größte Mosaikensammlung nördlich der Alpen, die gigantischen Grabdenkmäler aus Neumagen mit anschaulichen Alltagsszenen und der größte römische Goldmünzenschatz der Welt mit seinen über 2.600 Goldmünzen und einem Gewicht von 18,5 kg. Zu den Dauerausstellungen finden auf zusätzlichen 1.000 m² Ausstellungsfläche überregional bedeutende Sonderausstellungen statt.

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Lesung Monatsgedicht und Schreibimpulse von und mit Julia Mantel

Schreibe, um zu träumen.