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Die Jury hat entschieden!

Zu den Gewinner*innen

DAYS HOURS, MINUTES, und  SECS
[[deadline:2023-11-30 24:00:00]]

Wettbewerb im November 2023

Habt ihr schon mal ein Gedicht zusammen mit einem Hund geschrieben oder gemeinsam mit einem Pilz Musik gemacht? Was auf den ersten Blick vielleicht ziemlich verrückt klingt, ist bei näherem Hinschauen ein Experiment, das uns ein ganz neues Verständnis von anderen Lebewesen geben kann. Es gibt zahlreiche Kunstwerke über Tiere und Pflanzen, aber wie sieht es mit Kunst für und mit anderen Lebewesen aus? Habt ihr schon mal ein Gedicht geschrieben und euch vorgestellt, dass es nicht von einem Menschen, sondern von einer Katze oder einer Blume „gelesen“ wird? Wie könnte so ein Gedicht aussehen? Und warum sollte man überhaupt so ein Gedicht schreiben?

Ist der Mensch anderen Wesen auf unserem Planeten wirklich überlegen? Unbestritten hat die menschliche Existenz das Leben auf der Erde nachhaltig verändert. Durch das Ausbeuten von Natur und Tieren riskieren wir auch das Überleben von uns Menschen auf dem Planeten Erde. Sollten wir nicht also dringend umdenken und aufhören, die Natur beherrschen zu wollen? Und uns stärker als Teil von ihr begreifen? Als „großes Ganzes“, das zusammenarbeitet und zusammenlebt, können wir die Erde vielleicht noch vor den Folgen des Klimawandels retten. In der Wissenschaft und in der Kunst gibt es daher auch immer mehr Strömungen, die bei dem Gedanken ansetzen, dass auf der Erde alles mit allem und allen verbunden ist.

Einen spannenden Einblick in diese Idee eines riesigen Geflechts können uns Organismen geben, die wir gerade bei einem Waldspaziergang finden können: Pilze! Diese lebenden Netzwerke haben erstaunliche Fähigkeiten und können sogar in ihrer eigenen Sprache kommunizieren. Die elektrischen Signale, die sie hierfür aussenden, kann man mithilfe eines Synthesizers hörbar machen. So sind auch Menschen in der Lage etwas wahrzunehmen, was in der Natur stattfindet, ihnen sonst aber oft verborgen bleibt. Hört mal, welch meditative Musik dabei herauskommt! Rechts könnt ihr euch anhören, wie zum Beispiel Austernpilze klingen! Vielleicht ist das sogar der passende Soundtrack für euer Schreiben?

Kommen wir noch einmal zum Anfang zurück und Frage nach dem Gedichtschreiben für ein Tier oder eine Pflanze. Gedichte schreiben wir üblicherweise für menschliche Leser*innen und wenn wir unsere Gefühle oder Gedanken über die Natur vermitteln möchten, tun wir das in den Vorstellungen unserer Sprache. Eine Lyrikerin, die eine Möglichkeit aufzeigt, ein Gedicht nicht nur für eine menschliche Leser*innenschaft zu schreiben, möchten wir euch diesen Monat vorstellen: Mara-Daria Cojocaru mit ihrem Gedicht „Multispezies-Poesie (vom Typ 3.1) in zehn Schritten. Eine Anleitung“. Es ist ein „Mitmach“-Gedicht, in dem sie uns unter anderem dazu auffordert, unsere Finger auf dem Gedicht abzuwischen und an dem Blatt zu riechen. Wir selbst werden nicht viel riechen – vielleicht nichts „verstehen“ – aber wie sieht es aus, wenn wir „diese Seite einem Hund“ geben? Probiert es gerne aus, wenn es einen Hund in eurer Nähe gibt!

In diesem Monat möchten wir euch einladen, ein Gedicht für ein Tier oder eine Pflanze zu schreiben! Das klingt schwierig, aber auch unglaublich spannend. Was fällt euch zu diesem Thema alles ein? Welche Sprache(n) müsstet ihr hierfür sprechen? Ihr könnt zum Beispiel einen „Geruchsspaziergang“ machen: Folgt dem Weg eines Tieres. Woran schnuppert es? Wo läuft es hin? Wo bleibt es stehen? Oder ihr probiert, die Kommunikation von Pilzen, Bäumen, Insekten oder anderen nichtmenschlichen Lebewesen in unsere Sprache zu übersetzen. Was würden sie wohl übersetzt in „Menschensprache“ sagen, wenn es eine*n Dolmetscher*in gäbe? Dies sind nur einige Beispiele, eurer Fantasie sind wie immer keine Grenzen gesetzt! Wir freuen uns im November auf eure Gedichte, die nicht (nur) für Menschen geschrieben sind!

Multispezies-Poesie (vom Typ 3.1) in zehn Schritten Eine Anleitung

Mara-Dara Cojocaru

Abdruck mit freundlicher Genehmigung der Autorin

Weiterführende Informationen

Mara-Daria Cojocaru, Foto: Brandhuber-Schmelzinger

Mara-Daria Cojocaru wurde 1980 in Hamburg geboren. Heute lehrt sie Praktische Philosophie an der Hochschule für Philosophie München SJ und forscht zum philosophischen Pragmatismus und zur Tierphilosophie. 2017 erhielt sie den Kunstförderpreis Bayern. 2021 erreichte sie den zweiten Platz (Alfred-Gruber-Preis) beim Lyrikpreis Meran und wurde mit dem Deutschen Preis für Nature Writing sowie dem Lyrikpreis des Mondseelandes ausgezeichnet. 2023 wurde ihr das Stipendium zum Rainer-Malkowski-Preis verliehen. Zuletzt erschienen von ihr die Bücher Du weißt nicht, wie schwer es geworden ist, einen Brief zu verschicken (gemeinsam mit Ron Winkler, Schöffling & Co 2021) und Buch der Bestimmungen (Schöffling & Co 2021).

Videos zum Monatsthema

Lesung Monatsgedicht und Schreibimpulse von und mit Mara-Daria Cojocaru

Schreibe, um zu träumen.