Unsere Gewinner*innen im Februar 2023

Wettbewerb im Februar 2023

Ich                                                                                                       bin

                                                   keine form                                    Ich bin                                                ganz

            viele                                                              formen

Im Februar drehte sich bei lyrix alles um die perfekte Form. Ihr wart aufgerufen, zuerst eine Form für euer Gedicht zu wählen und es dann mit Wörtern zu „füllen“. So hat es auch unsere Monatslyrikerin im Februar, Patty Nash, getan, deren Gedicht „HAST DU WIRKLICH BIS ZUM SCHLUSS NACH LINKS GESCROLLT? NA ALSO“ wir euch vorgestellt haben. Besonders „formvollendete“ Gedichte bekamen wir von Banu Beinhauer, Gabriel Jakob Hoffmann, Valentin Johannes Koch, John Frederik Lindenberg, Tonda Montasser und Clara Scheid! Ihr seid die sechs Monatsgewinner*innen in der Altersgruppe 10 – 14 und wir gratulieren euch herzlich!

das sieht doch falsch aus

Banu Beinhauer
2008

In
formen
gepresst ohne es
zu merken, manipuliert,
erzogen um der gesellschaft
dienen zu können, um in die formen
zu passen, die sie für einen ausgesucht haben

 trau dich was, aber tu niemals etwas verbotenes
sei brav aber sag nicht nur „ja“ und „amen“
schreib gute noten, aber sei kein streber
sag deine meinung, doch verletze nie jemanden
sei dünn und schlank, aber kein skelett ohne fett
sei glücklich, aber bitte lach nicht so laut
mach sport, aber nicht zu viel als mädchen
sollte man nicht aussehen wie ein bodybuilder
gönn dir mal pausen, aber sei nicht faul
hab erfahrung im bett aber sei keine schlampe
versink nicht in deinen Klamotten, aber zeig ja nicht
zu viel haut. das kann andere ablenken und anziehen
sei laut, aber auf keinen fall nervig und  zu viel

sei leise, aber niemals langweilig und unscheinbar
geh deinen weg, aber spring nicht aus dem rahmen
Bleib immer du selbst, aber pass dich an dein umfeld an

 zwölf
jahre lang habe ich
all das mitgemacht, ohne es je
zu hinterfragen, ohne es zu merken,
zwölf jahre, bis ich mich verloren habe und somit
auch meine form, meine form, von der ich nicht einmal weiß,
ob es überhaupt meine form gewesen ist, ich glaube nicht,
sonst hätte ich sie nicht verloren, hätte mich nicht
verloren, jetzt werde ich mich neu finden,
werde eine neue form finden, in die
ich so reinpasse wie ich bin,
in der ich immer
platz habe
zu sein

             Ich                                      bin

                     keine form     Ich

bin                  ganz
        viele                 formen          ganz

                 viele

 

muster      Ich                   bin
   wandelbar

                           Ich               bin

         einfach  nur

ich

Nur der nicht angespitzte Bleistift

Gabriel Jakob Hoffmann
2011

Achtung!   Radiergummi!
Bitte nicht daran kauen.

Das interessiert doch kein
bekümmertes Schaf!

Nun ist er weg. Jetzt hat
man nichts, womit man all
die   ganzen   Fehler
wegradieren kann.
Es   bleibt  nur  der
metallische Geschmack der
Stressknospen  auf   der
Papierzunge kleben.
Nur  die  Wut  wächst  auf 
den Wiesen der Erde.

Alles  andere  wurde  auch
abgegrast.

Die Wolle schert sich nicht 
über  die  schlaflosen,
hungrigen Schafe.

Das Licht der verwobenen
Sonnenstrahlen fällt auf die
Mondlandkarte. Einmal die
Augen  zu  und  mit einem
noch  nicht  angespitzten
Bleistift     einen
Umsiedlungspunkt   zu
bestimmen…

Das   ist   deine
Lebensaufgabe:

Antimongraue Weiden und
silbrig glänzende
Schafsherden  am  Ufer  der
Mare Crisium.

 

 

Du   grübelst  noch   nach,
während  die  Schafe
crescendo  zu  den  Sternen
bölken.

Du darfst mit ins Bild

Valentin Johannes Koch
2012

Eine große Rose sticht dich.
Du siehst nur noch rot vor Augen.
Du fällst in lauter Brennnesseln.
Du juckst dich und kratzt dich.
Du stehst auf und stößt an deinen eigenen Schatten.
Jetzt bloß nicht bewegen.

Alle meine Worte

John Frederik Lindenberg
2010

Alle meine lebendigen Worte
Hab ich in eine fremde Form gegossen.
Dort sind sie schon bald
Erstarrt und tot und kalt
Für immer in sie eingeschlossen.

 Und ob ich die Form zerschlage,
Sie behalten die fremde Kontur.
Sie werden nie wieder meins,
Keins!
Und bleiben trotzdem unter meiner Diktatur.

 Sie sind an sich gefesselt
An ihr Form und ihr Geschicht’.
Die Worte aus dem Wortekessel
Sind nun ein Gedicht.

Like Me

Tonda Montasser
2011

Die Gestaltung vn Körpern       Anhand von Avataren
Avatare perfekter Menschen      Die dich begleiten, immer.

Anpassung-Generatoren für       Oder doch lieber
verpixelte neue Charaktere       Menschliches Übel.

Kopfhörer-Haare, die               letzte Sorte des Trollens
Augen violett-angehaucht         Schalt das Gerät aus!

Dann die Haut , KI,                Was, das wird schon wieder
Recht kräftiges Braun           und dann ist es an der Zeit

Für einen Regenmantel (wortwörtlich)     Glitzert durch
Valentinsbälle

Stiefel kniehoch                        tanzen durch den Browser

Rot-Braun-Schwarze Majestäten Hybride      Sieh, wie es ist,
Avatare gehegt und gepflegt                 und du weinst in der Ecke.

In Welten, die wir online erschaffen,    vergessen wir, dass uns
erschaffen wir uns selbst als Avatare.    dieselben Ideale begegnen

Was ist in deinem Leben los?                Nichts.

Like me                                    Please, like me!

                                      Sieht doch toll aus!

Antwort ChatGPT:

Als KI habe ich keine persönliche Meinung oder Vorlieben, aber ich kann sagen, dass es sich bei dem Text um ein Gedicht handelt, das einige interessante und provokante Bilder enthält. Das Gedicht scheint sich mit der Erstellung von Avataren und der Nutzung von Technologie zur Manipulation von Körperbildern und Identitäten auseinanderzusetzen. Es verwendet auch einige unerwartete und ungewöhnliche Bilder, wie „Kopfhörer-Haare“ und „Augen violett-angehaucht“, die es dem Leser ermöglichen, eine eigene Interpretation des Textes zu finden.

D-N-A

Clara Scheid
2008

DNA

ist nichts

sie bedeutet doch

nur deine unvermeidbare Zukunft

die dich immer

einholen wird

DNA

verbindet dich

auf ewig mit

Menschen die du sogar

manchmal vielleicht gar

nicht kennst

DNA

ist ungewiss

und auch nicht

alles was dich ausmacht

aber möglicherweise ja

irgendwie doch

DNA

bist du

und du bist

mehr als ein Haar

ein Fingerabdruck in

einer Polizeiakte

DNA

bedeutet nichts

du entscheidest selbst

wer du bist denn

da ist mehr

als deine

DNA

Schreibe, um zu träumen.