Unsere Gewinner*innen im September 2023

Wettbewerb im September 2023

Herzlichen Glückwunsch, Jessica Guo, Josefine Hoffmann, Anna Merklinger, Tonda Montasser, Katharina Profit und Freya Werner! Ihr seid die Monatsgewinner*innen im September 2023! Eure Gedichte zum Thema „Raum dazwischen“ haben die Jury diesen Monat überzeugt! Ihr wart aufgerufen, euch einen Zwischenraum auszusuchen, ob konkret oder im übertragenen Sinn, und ihn zu beschreiben. Eure Zwischenräume fühlten sich „unendlich weit“ an, „Ein Frosch am Boden / Ein Vogel im Baum“, ihr habt bedichtet, wie es ist, „zwischen den Fronten“ zu stehen, ihr habt den Fokus auf das große „Dazwischen“ unseres Lebens gelegt und mit der Chance geendet, aus der Lücke des Zwischenraums einen „Safe Space“ zu machen. Den Gewinner*innen noch einmal Gratulation und allen viel Spaß beim Lesen ihrer Texte!

DistanZ

Jessica Guo

2008

Ein Frosch am Boden
Ein Vogel im Baum

Frosch springt nach oben
Frosch fällt zu Boden

Zehn Meter entfernt –
Zehn Welten entfernt

Niemals überwindbar
Niemals erreichbar.

Von innen

Josefine Hoffmann

2012

Menschen gibt es viele
doch was ist geschehen?
Der Raum zwischen ihnen wird unendlich weit 
Wir entfernen uns mehr und mehr mit der Zeit.
Wie ein Wurm in einem Apfel, fressen wir uns von innen auf.
Die Gefühle, die Gefühle – Ich lasse sie nicht raus. Sie fressen und fressen und fressen mich auf.

zukunftsangst

Anna Merklinger

2009

wie dunkel den mond anflehen
wie tränen im wind verwehen
verlorn auf den boden starren
wo jedes der worte schwimmt

wenn es mir schlecht geht denke ich
es gibt kein morgen weil
es nicht besser wird

wird es doch

weil ich glaube und hoffe und träume
wie sonnenuntergänge im meer verrennen
wie stilles licht und seiten mir gehören
wie lächeln mich sucht und augen mich finden

wenn es mir gut geht denke ich
es bleibt für immer weil
es nur besser wird

wird es nicht





und wenn nicht
ist da raum
dazwischen
minuten spielen pinpong
wenn keine seite mich hält

denn tränen trocknen auch
und lachen vergisst manchmal
ruhe kehrt ein
pulsiert
stille singt melodien
formt den raum

ist kein halt zu haben
ist nicht hin zu gehören
ist angst zu haben
ist frei zu sein
ist schweben
nicht wissen
nicht kennen
und warten
was morgen kommt
und heute
und das dazwischen
dazwischen
ist leben

Die Lücke (prinzpink)

Tonda Montasser

2011

Die Lücke (prinzpink)

Im Hamsterrad der Jahre.

Grundschulkinder greifen mich an,
immer noch.

Ich kam, sah und verblasste.
Zwischenraum gefüllt

mit Film-Postern, Yu-Gi-Oh-Karten,
angebissenen Schulbüchern,

unfreundlichen Freundschaftsbriefen. 

Das Licht, ein greller Punkt
am Ende der Gleise.

Musste nur
dahin gelangen.

Wo der Zwischenraum
im Zwischenraum

sich entfaltet, ausbildet
zu einer prinzpinken Festung

meines Inneren.
Ankunft bleibt Ausnahmezustand

zwischen Leben und Tod,
beim Verpassen der U-Bahn.

Jemand zeigt mir den Mittelfinger.
Andere Wesen, die nur ich sehen kann,

tanzen um mich herum,
krallen sich meinen Rucksack

werfen mein Logbuch
ins Gleisbett.

Shut up
and enjoy it.

Da ist eine Lücke.
Füll sie mit Abfällen

(aka dir selbst)

Oder mach die Lücke
größer, kleiner,

pack Satzzeichen rein
verbrannte Selfiegedichte,

Was immer
die Langeweile bekämpft.

Mach aus der Lücke
einen Safe Space.

Ich zwischen den Fronten

Katharina Proft

2011

Meine Sorgen!
Meine Entscheidung!
Meine Eltern!
Mama?
Papa?
Ich liebe sie!
Und sie lieben mich!
Sie Mama!
Und er Papa!
Beide für sich! 
Beide alleine!
Aber was wird aus mir?
Ich bin alleine!
Allein für mich!
Allein mit den Sorgen!
Allein mit der Entscheidung!
Mama?
Papa?
Ich zwischen den Fronten!

Atem

Freya Werner

2008

Manchmal möchte ich einatmen,
Alles in mir aufnehmen,
bis ich selbst ein Teil davon bin.
Ich bin das Grau der Wolken,
ich bin die Vögel auf den Bäumen,
ich bin der Lärm der Autos,
ich bin das Rinnsal auf dem Gehweg,
ich bin das Lächeln in den Gesichtern.

Manchmal möchte ich ausatmen,
bis nur noch ich übrig bin.
Ich sehe nur das Grau der Wolken,
ich ignoriere die Vögel auf den Bäumen,
ich halte mir die Ohren zu,
ich umgehe das Rinnsal auf dem Gehweg,
und wünschte, ich hätte nie etwas gefühlt.

Die meiste Zeit
bin ich einfach da und
ich bewundere das Grau der Wolken und
lausche den Vögeln und
umgehe das Rinnsal und
halte mir die Ohren zu und
fühle jede einzelne Sekunde.

Schreibe, um zu träumen.