das sieht doch so gut aus

Die Jury hat entschieden!

Zu den Gewinner*innen

DAYS HOURS, MINUTES, und  SECS
[[deadline:2023-02-28 24:00:00]]

Wettbewerb im Februar 2023

Liebe deinen Körper! Unter dem Hashtag #bodypositivity finden sich auf Instagram, TikTok und Co. tausende Fotos von (meist) Frauen mit Pickeln, Cellulite und mal mehr oder weniger großen Bäuchen und Pos. Das Credo lautet: Du kannst aussehen, wie du willst! Lieb dich, wie du bist! Doch ist das nicht auch nur ein weiterer Zwang, den uns die Gesellschaft bezüglich unseres Äußeren auferlegt? Was ist, wenn ich mein Aussehen nicht lieben kann oder will?

Selbst wenn wir sie nicht gucken oder ihnen mehr als kritisch gegenüberstehen: Wir alle kennen die großen Castingshows à la „Germany’s Next Topmodel“, in denen das Äußere junger Menschen bewertet und bisweilen verurteilt wird. Dort wird vermittelt, was wir als schön zu empfinden haben, und auch wenn seit einiger Zeit manchmal auch Schwarze, dicke oder trans Menschen vertreten sind, ändert das in der öffentlichen Wahrnehmung über gängige Schönheitsideale noch wenig.

Die Stimmen, die sich selbstbewusst den optischen Zwängen entgegenstellen, werden zum Glück immer lauter. Zu einer Ikone für größere Körper ist die megaerfolgreiche US-amerikanische Sängerin und Rapperin Lizzo geworden. Letztes Jahr hat sie in der Realityshow „Watch Out for the Big Grrrls“ Tänzerinnen mit größeren Körpern für ihre Crew gesucht – dabei ging es nicht um Erniedrigung der Teilnehmerinnen, sondern um Empowerment.

Lizzo’s Watch Out For The Big Grrrls – Official Trailer | Prime Video

Jetzt könnte man argumentieren: Setzt es uns nicht auch wieder unter Druck, wenn wir uns lieben sollen, wie wir sind? Und sagt sich das nicht auch zu leicht, wenn wir aufgrund unseres Äußeren angefeindet werden? Selbstverständlich darf man seinen Körper lieben, aber man MUSS es nicht. Deshalb wird das Konzept der Body Positivity immer mehr von der Idee der Body Neutrality abgelöst. Ist das vielleicht das ultimative Ziel? Dass wir es schaffen, dass uns unser Körper nicht mehr definiert?

Eine lyrische Herangehensweise an das Thema möchten wir euch diesen Monat mit dem Gedicht „HAST DU WIRKLICH BIS ZUM SCHLUSS NACH LINKS GESCROLLT? NA ALSO“ von Patty Nash vorstellen. Wie sie in ihrem begleitenden Video, das ihr weiter unten sehen könnt, erzählt, wollte ihre Mutter nicht, dass sie sich als Kind die Fingernägel lackiert, damit sie sich nicht zu früh auf ihr Aussehen konzentriert. Dabei empfand und empfindet sie einfach eine neutrale und positive Faszination gegenüber ihren Fingern. Steht ihr eurem Körper oder einzelnen Körperteilen auch so gegenüber oder gelingt es euch nicht oder selten, sie vollkommen unbewertet zu betrachten?

Schickt uns im Februar eure Gedichte zum Thema „das sieht doch so gut aus“! Welche Menschen sehen „gut“ aus? Muss man „gut“ aussehen? Wer gibt vor, was „gut“ aussieht? Soll, kann, muss man seinen Körper lieben? Feiert in euren Gedichten Körper in allen Größen, Formen und Farben! Wir freuen uns auf eure Texte!

HAST DU WIRKLICH BIS ZUM SCHLUSS NACH LINKS GESCROLLT? NA ALSO

Patty Nash

kleiner finger, grosser               finger, mittel
grosser finger, mittel                 kleiner finger,
mittel-mittelgrosser                  finger, oder
nicht-so mittelloser                   finger, oder
mittelmäßige pink-                   gelb bemalte
fingernaegel, mini                     silber zehring,
die zehe rot lackiert,                 laut mama bloss
1 finger pro jahr lack                ieren, und dann
keine jahre mehr,                      1 foto pro tag
fotografieren, und                    dann keine mehr,
das sieht doch so gut aus,        doof gekleckert,
danach die hände gut               einschmieren, nagel
lack einfach grellend im            fenster liegend,
gelber lack, die tweety              bird mit grossen
augen beide offen,                    aufeinander,
praktisch, patent, aktiv,             berufen, rasch

Weiterführende Informationen

Patty Nash 

(*1991), geboren in Düsseldorf, aufgewachsen in Oregon, USA. Studium am Iowa Writers’ Workshop. Sie lebt in Berlin als Dichterin, Kritikerin, Übersetzerin und freie Autorin.  Veröffentlichungen u.a. in Transistor, Jahrbuch der Lyrik, Sixth Finch, DIAGRAM, und West Branch.

Videos zum Monatsthema

Lesung Monatsgedicht und Schreibimpulse von und mit Patty Nash

Schreibe, um zu träumen.