Unsere Gewinner*innen im März 2023

Wettbewerb im März 2023

Herzlichen Glückwunsch an Lara Hombrecher, David Lehmann, Lara Schorer, Johanna Volk, Fanny Walger und Julian Weber! Ihr seid die Monatsgewinner*innen im März in der Altersgruppe 15-20! In diesem Monat hieß unser Wettbewerbsthema „bedeutet mich viel“ und ihr wart aufgerufen, Gedichte zu schreiben, die Sprache in den Mittelpunkt stellen. Hierbei solltet ihr eine oder mehrere Sprachen vermeintlich „falsch“ zu neuen Formen zusammensetzen, so wie es zum Beispiel Ron Winkler in seinem Text „Nachtrag 3“ getan hat.

Vrüher war alles besser

Lara Hombrecher
2004

Es klagôn die Menschen auf der straza
dass vrüher alles besser war

Die Sprache ist im Downfall
und nichts mehr macht noch Sinn

Es gammelt die Ausdrucksweise
yolo vor sich hin

Doch si ez alles glich wie dar
dann kûnne die Menschen nicht klagôn

Dass vrüher alles besser war

Der stille Schatten meiner Worte

David Lehmann
2006

Ich könnte mit einem Maschinengewehr
Löcher in den Himmel schießen.
tränenfeuer als dessert
gesichter in vanilleeis zerfließen

Ich könnte Sterne wie Äpfel pflücken
und Regenbögen schmecken.
wünsche füllten bordsteinlücken
bis straßenlampen sich verstecken

Ich könnte einen Spiegel kaufen,
um durch ihn hindurchzusehen.
wie flügel wieder durch mich laufen
weil lieder doch im winde wehen

Ich könnte die Tränen in meinem Kissen
zurück in Träume verwandeln.
küsse doch blaue hornissen
nicht mit blut statt honig handeln

Ich könnte dir durch meine Gedichte
wieder in die Augen sehen.
berge lachen über jede geschichte
ob sie steine wohl verstehen  

Ich würde in der blauen Tinte
meines Füllers nicht ertrinken wollen.
warte auf des jägers flinte
den muthasen respekt zu zollen

Die Schreie meiner Seele wären mehr als
der Schatten der Worte, die ich schreibe.
nicht wein sondern nadeln im flaschenhals
sind nachrichten auf blättern der eibe

Wenn du nur wieder bei mir wärst.
schein bitte licht falls du das je erfährst

 

man sagt

Lara Schorer
2005

tun tut man nicht sagen
& wir tuns trotzdem,
wir sind die kinder,
die wo alles klein schreiben,
sagt man zumindest so,
aber man sagt allgemein viel,
z.B. Die Sprache ist im Verfall
& dann sagen die anderen, dass es nur Wandel ist
& dass Sprache schon seit jeher im Wandel ist
& dann sagen die anderen was anderes
& die anderen wieder was anderes

& man sagt ziemlich viel
& sagt
& sagt
& sagt
& vor lauter schwätzen
vergisst man,
dass man ja eigentlich was tun wollte,
aber tun tut man nicht sagen,
stattdessen sagen wir hohes Workpensum
mangelhafte Work-Life-Balance
& ich muss jetzt echt mal was tun
& ich muss in Therapie
& Burnout.

& stattdessen geh ich in Logopädie
& rolle wieder Rrrrs
& lerne zu reden,
also nicht nur Selbstgespräche, sondern auch Small Talk, und wie man Gerüchteküchen kocht und wie man Google-Suchanfragen möglichst adäquat artikuliert und wie man aufhört in Aufsätzen „ich“ zu schreiben und wie man auf Herz-Emojis reagiert und wie man aufhört zu ghosten und wie man Leute
blockieren kann.

Manchmal klebe ich Freundebuchseiten zu (und reiß sie danach wieder auf)
Manchmal male ich schwarze Kringel in mein Tagebuch (und kleb es danach zu)
Manchmal weiß ich nicht, wie ich reden soll,
man sagt
oder
mensch sagt
oder
ich sage
vorsichtig Dinge,
die ich ewig verschwiegen habeund spüre ungewohnte Laute aus Luft,
erste Worte fallen au(f)s Mund
wie Milchzähne,
aber ich bin noch zu unsicher,
um sie von der Welt zerreißen zu lassen,
lieber schweigen als Shitstorm

Ich zeig meine Milchzähnesammlung nur
Leuten, die ich liebe
& lerne dabei
zu reden

& ich kann sagen,
diese Leute,
die dich verstehen,
die sind wichtig
& ich versuche ihnen das zu sagen
& ich meine es auch so

 

Ganz viel Liebe
an meine Lieben
<3

 

 

 

                                                               [dieser Text wurde von Chat GPT erstellt]

[oder?]

Autokorektur [R]

Johanna Volk
2002

Ich mus mit dir sprechen kommt [R, Sz] 
meine Stimmbänder heraufgeklettert [A]
Brechmittel 
Habe ich genommen um Worte herauszu [R]
Verstehst nur Bahn
hof aber die Züge streiken [R, I]
Die abgewetzten Tastaturbuchstaben deines Laptops schauen [I]
Zuerst dich dann mich 
an dann rundschwarze pupillen schreien trinitusartig [Sz, R, A]
Und
In deinen stoppschildrotgeäderten Auge sehe ich wider [A, R]
nur den Anrufbeantworter 
Meine Hände knete ich teigig [A]

Können 

Fehler sprachlos anstatt Sprache fehlerlos sein [Wdh]
Nein! 
meine Haarzellen traurig in der Coch [Gr]
-lea brechen [Sb,I]

Und vor 
lauter 
Ausreden lässt 
du mich nicht ausreden [Wdh]
Verstehst nicht das mann [R, Sz]
Dann mich nichts mehr versteht [Gr, Wdh]
Auf Krücken muss ich mich über Stolpersteine [Gr]
Doch jetzt
nimmst du einen Schluck dampfenden Heißkleber aus [I]
deiner Tasse (und sagst dann nichts mehr)

Der mir Staub und Haaren gefüllter Drehfußstuhl [Gr] 
tritt die 
Gitarre dumpf reißen zwei Seiten [R]
Stille und blaue
Flecken dich 
hat die Sprache verschlagen [A, I]

Irgendwann 
Irgendwann [Wdh]
zwängen meine 
Bitten sich durch die Rissen der Spiegel die du um dich gestellt hast Umkleidekabine [A, I, Sz]

 

Du schenkst mir zum Geburtstag eine 
Autokorektur hattest du [R]
Gesagt aber [Sz]
Warum sollte ich denn ein Auto korrigieren? [I]
Lass uns lieber darin einsteigen und fahren zu  
schönen Orten mit Ich-hör-nichts-Meer-Rauschen [A]
Wenn ich rede siest du nur [R]
unter meinen Worten [A, I]
Rote 
gestrichelte Linien Wege wandern [A, I]
Doch 
wir können mitt [R]
ihnen fahren als [I]
Wären sie

Autobahnmarkierungen [A, I]

 

Kommentar: Deine Arbeit ist leider recht kurz ausgefallen und weist zudem eine geringe Textverständlichkeit auf. Auch bezüglich Rechtschreibung, Grammatik und Zeichensetzung gibt es noch einiges nachzuholen …  Die Zeilensprünge das nächste Mal unterlassen (Papier sparen – an die Umwelt denken).

Bitte überarbeiten!

 

 

aphrasisch

Fanny Walger
2004

und klammeilig ist verschwunden, wer auf dem Steg nach
Tauben fütterte und fast alles zum Kentern brachte. ich habe
ihm die Kurve geschenkt,
       mi aufgebrochen ch, knackte kurz mein Wernicke-Areal
  wie Eierschalen, dann still, fragte: und du glaubst noch immer
an den Kranich.
seither gehöre ich mich nicht; aufgehört, Kleidung meines
Bruders zu tragen (einer von uns ist mir über den Kopf gewachsen);
auf-gehört: Wasser im Ohr, Trommelschlag, Herzfell
            auf den Holzsteg getastet, aus der Stadt heraus
         in letzter Zeit geht vieles nach zurück, nur ich kann
nicht mehr zu Hause
wo Wörterwörterwörter Indikativ Iudikat- was ich nicht sagen kann,
macht mich nicht. einen Sinn im Hals und das Gefühle
und in time city liwl I hte elvae, nun werde ich
            übersetzen: in der Zeit, mit der Zeit, rechtzeitig,
                irgendwann
, den Fluss hinüber, wo gar keine
Tauben sind.  

 

 

notiz nummer einhundertsiebenundzwanzig

Julian Weber
2002

manchmal
ma chmal
mensch mal
muss mal
moenchmalen
ge mach mahl
mann gemahlin
mach maennchen mal
milch maß
kann ich mal
mich malen
maennermilch
mann will
mannwal
maennerwahl
mannmahl
mahnmal
lamhcnam
leichnam
lach mal

Schreibe, um zu träumen.