bedeutet mich viel

Die Jury hat entschieden!

Zu den Gewinner*innen

DAYS HOURS, MINUTES, und  SECS
[[deadline:2023-03-31 24:00:00]]

Wettbewerb im März 2023

Ihr schreibt gern Gedichte und wählt für sie eine ganz besondere Form, auch sprachlich. Lyrik kann experimentieren und neue sprachliche Wege gehen, auch Wege, die vermeintlich nicht „korrekt“ sind. Aber wie sieht es aus, wenn man in der Schule, Uni oder in einer Bewerbung keine richtige Rechtschreibung oder Grammatik verwendet? Wie wichtig ist es noch, alle Regeln zu kennen und auch anzuwenden? Stimmt es, dass junge Menschen jetzt mehr Fehler beim Schriftlichen machen als zum Beispiel noch vor 50 Jahren? Und was bedeutet das? Geht es mit der deutschen Sprache bergab?

Sprache entwickelt sich immer weiter. Das ist zunächst weder gut noch schlecht. Tatsächlich gibt und gab es immer schon Vorbehalte gegen neue Tendenzen. Jetzt gerade erleben wir große Einflüsse durch die Digitalisierung und eine Entwicklung hin zum Mündlichen. Vielleicht spielt deshalb auch die Rechtschreibung keine so zentrale Rolle mehr. Gleichzeitig können wir auch beobachten, dass Fehler in Orthografie und Grammatik zum normalen Gebrauch werden, wenn sie von einem Großteil der Sprecher*innen über einen längeren Zeitraum genutzt werden. Was in der Öffentlichkeit nicht selten als Sprachverfall wahrgenommen wird, ist der natürliche Sprachwandel, ohne den wir immer noch wie im Mittelalter sprechen würden. Hört gerne mal in das Feature „Wie wichtig ist Rechtschreibung?“ von Deutschlandfunk Kultur rein. Hier wird das ganze Thema sehr anschaulich und unterhaltsam beleuchtet.

Gedichte erlauben es uns, ganz bewusst Sprachregeln zu brechen und vollkommen frei mit Sprache zu spielen. Ein Beispiel dafür wollen wir euch diesen Monat mit Ron Winklers Gedicht „Nachtrag 3“ vorstellen. In seinem Text verwendet er mehrere Sprachen gleichberechtigt nebeneinander, bewusst „gebrochen“. Hier geht es weniger um eine korrekte Verwendung von Sprache, als um eine persönliche Beschreibung einer Situation. Es ist wichtiger mitzuteilen, als dies korrekt zu tun. Übergeordnet geht es auch darum, seine eigene Sprache und damit sich selbst zu finden.

Verwendung von Apostrophen, Foto: IMAGO / Arnulf Hettrich

Im März heißt unser Wettbewerbsthema „bedeutet mich viel“! Schreibt uns Gedichte, die Sprache in den Mittelpunkt stellen! Setzt eine oder mehrere Sprachen vermeintlich „falsch“ zu neuen Formen zusammen, so wie Ron Winkler in seinem Text. Oder verwendet Sprache bewusst ganz überkorrekt. Vielleicht schreibt ihr ein Gedicht mit Anglizismen oder mit Jugendwörtern oder ihr benutzt Wörter, die (fast) ausgestorben sind im alltäglichen Sprachgebrauch. Wir sind gespannt, welche Sprachexperimente euch in den Sinn kommen und freuen uns auf eure Einsendungen!

Nachtrag 3

Ron Winkler

das Cheval steht weiblich an
das Zaun.
verhauen. Wiese
wie äußerst
definit. Wieswiese mit Gras
und Gängen. immer
Medizingeruch,
aber innen Brandgeschmack
auf Mund.
so dahin mit was die Eltern, die
großen Hatelovies.
Strand kündet, dass das das
Wasser macht. Cheval
grob streicheln, mit süß oder Möhre
in Zähne stecken. verlangt
viel Wiesensbisse, weiß.
ist Kanzlatur an this Ort, Frau hat weit
Recht, mit süß, wenns Mund
öffenen. Cheval shuuu,
und in Hotel voll swarze Giorno
zmierzchu. winken die
von betreut Dorf, winken auch
an Wiese, wo hat ins Meer.
zivilisch haben, und ohnen Knalle, bedeutet
mich viel wie ganz Anfang.
sehr.

aus: Ron Winkler, Magma in den Dingen,
Schöffling & Co. Verlagsbuchhandlung GmbH, Frankfurt am Main 2021, S.29

Weiterführende Informationen

Ron Winkler, Foto: Christiane Wohlrab

Ron Winkler
1973 in Jena geboren, lebt mit seiner Frau und zwei Kindern in Berlin. Er schreibt (und übersetzt) vor allem Lyrik und kurze Prosa. 2021 veröffentlichte er seinen aktuellen Gedichtband „Magma in den Dingen“ und eine poetische Korrespondenz mit Mara-Daria Cojocaru („Du weißt nicht, wie schwer es geworden ist, einen Brief zu verschicken“). Er gab zahlreiche Anthologien heraus, zuletzt gemeinsam mit Birgit Kreipe „Rote Spindel, schwarze Kreide: Märchen im Gedicht.“ Derzeit arbeitet er an einem langen Zyklus zu Vaterschaft und an Übersetzungen ausgewählter Gedichte von Lawrence Ferlinghetti.

Videos zum Monatsthema

Lesung Monatsgedicht und Schreibimpulse von und mit Ron Winkler

Schreibe, um zu träumen.