eine viertelstunde versucht dein lachen zu imitieren

Die Jury hat entschieden!

Zu den Gewinner*innen

DAYS HOURS, MINUTES, und  SECS
[[deadline:2023-04-30 24:00:00]]

Wettbewerb im April 2023

Habt ihr schon mal überlegt ein Schaf nachzumachen? Das klingt vielleicht erst mal absurd, entpuppt sich aber bei näherem Hinschauen als überaus unterhaltsam und faszinierend. Überhaupt kann es sehr bereichernd sein, jemanden nachzumachen und sich damit ganz in Sprache, Aussehen und Gedankenwelt einer anderen Person hineinzuversetzen. Und es kann auch ein Zeugnis von Bewunderung sein: Oft möchte man jemanden imitieren, zu dem man aus verschiedensten Gründen aufschaut, sei es für seine*ihre Witze, seine*ihre Outfits oder einfach, weil man ihn*sie gern hat. Nachmachen ist aber nicht nur positiv konnotiert. Es kann auch im Zusammenhang mit dem Klauen von Ideen stehen oder benutzt werden, um sich über jemanden lustig zu machen. Wir rufen euch daher diesen Monat auf, das Nachmachen in all seinen Facetten zu beleuchten: Warum möchte man jemanden nachmachen? Warum möchte man auf keinen Fall jemanden nachmachen? Was kann es bringen, jemanden zu imitieren? Wie macht man überhaupt jemanden nach? Und wie fühlt sich die oder der Nachgemachte?

Das Künstlerkollektiv Corpus aus Kanada grast sich um die Welt: In mehr als 25 Ländern zeigten sie schon ihre Installation „Les Moutons“, in der sie eine Schafherde imitieren. Das Ensemble lässt sich scheren, melken, füttern, um uns so einen humorvollen Blick auf die Mensch-Tier-Beziehungen zu verschaffen. Auch wenn das Nachmachen hier bisweilen skurrile Züge annimmt, ist das Thema an sich doch eines, das uns fast alle schon mal beschäftigt hat. Bestimmt haben auch wir schon mal darüber nachgedacht, jemanden zu imitieren. Sei es, weil wir ihn oder sie bewundern und auch gerne so sprechen, denken, aussehen würden wie er oder sie. Oder sei es, weil wir uns in bestimmten sozialen Situationen sicherer fühlen, wenn wir uns so verhalten, wie die vermeintlichen „Anführer*innen“ einer Gruppe oder augenscheinlich beliebten Personen. Nicht selten wird das, was wir als nachahmenswert empfinden, auch von den aktuell geltenden Normen, Schönheitsstandards etc. beeinflusst.

Les moutons Short Demo – Corpus Dance Projects, Quelle: youtube.com

Einen weiteren Blick auf das Thema Nachmachen eröffnet uns das Gedicht der Lyrikerin Sirka Elspaß, das wir euch diesen Monat vorstellen möchten. In „heute habe ich eine viertelstunde versucht dein lachen zu imitieren“ erzählt das lyrische Ich von dem gescheiterten Versuch, das Lachen einer von ihm*ihr vermissten Person nachzumachen. Auch wenn das nicht gelingt, ist der missglückte Versuch des Nachmachens doch ein Zeugnis des Vermissens und auf eine Art auch eine kleine Hilfe beim Aushalten.

Schreibt uns im April Gedichte über das Nachmachen! Beschreibt, wie ihr jemanden nachmacht. Oder schreibt davon, warum ihr auf keinen Fall jemanden nachmachen wollt. Was macht es mit uns, unserer Identität und unserem Selbstbewusstsein, wenn wir jemanden nachmachen? Wie ist es, ganz die Perspektive eines anderen, und sei es eines Schafs, einzunehmen? Und wie fühlt es sich an, der oder die „Nachgemachte“ zu sein? Wir freuen uns auf eure Einsendungen zum Thema „eine viertelstunde versucht dein lachen zu imitieren“!

Sirka Elspaß

heute habe ich eine viertelstunde versucht
dein lachen zu imitieren
einfach
um es zu hören
aber alles was dabei herauskam waren laute
die viel zu sehr nach mir klangen als dass
sie mich an dich erinnert hätten
ich dachte wenn du wissen willst wie mein
vermissen klingt dann ruf mich an
diese laute sind wie sich vermissen auch
anhören kann

aus: Sirka Elspaß, ich föhne mir meine wimpern. Gedichte. © Suhrkamp Verlag AG, Berlin, 2022

Weiterführende Informationen

Sirka Elspaß, Foto: privat

Sirka Elspaß

Geboren 1995 in Oberhausen, hat Kreatives Schreiben und Kulturjournalismus in Hildesheim und Sprachkunst an der Universität für Angewandte Kunst in Wien studiert. Sie war Preisträgerin beim Treffen junger Autor:innen 2010 & 2012 sowie postpoetry-Nachwuchspreisträgerin 2013, Mitherausgeberin derBELLA triste (Nr. 41–45) und hat in diversen Magazinen und Anthologien veröffentlicht, darunter STILL, Edit und Lyrik von Jetzt 3. Ihr erster Gedichtband ich föhne mir meine wimpern ist 2022 bei Suhrkamp erschienen.

sirkaelspass.de

Videos zum Monatsthema

Lesung Monatsgedicht und Schreibimpulse von und mit Sirka Elspaß

Schreibe, um zu träumen.