briefmarkengrosse nachmittagsbissen
Die Jury hat entschieden!
Wettbewerb im Juli 2023
Ein Rechteck aus Pappe, mit bunten Bildern vorne drauf. Vielleicht ein Urlaubsort am Meer, die berühmtesten Sehenswürdigkeiten der Region oder (vermeintlich) witzige Sprüche. Schreibt ihr eigentlich noch Postkarten? Aus dem Urlaub oder „einfach nur so”, um jemandem einen kurzen Gruß zu schicken? Wir rufen euch diesen Monat auf, uns eine lyrische Postkarte zu schicken! Wie könnte eine Postkarte in Gedichtform aussehen? Lasst euch dabei thematisch vom Sommer inspirieren. Wir freuen uns auf eure Gedichtpostkarten aus dem Sommer(urlaub)!
Falls es bei euch gerade regnet oder euch gar nicht sommerlich zumute ist, haben wir hier eine Sommerinspiration in Liedform für euch: „Game of Biryani” von Golden Diskó Ship. Einfach abspielen und abtauchen. Und wenn ihr dann in der richtigen Sommerstimmung seid, werft gern einen Blick auf unser Monatsgedicht, das dieses Mal von der Schweizer Lyrikerin Simone Lappert stammt. In „marmeladenbrot” schreibt sie von „postkarten an die erinnerung”: Wann immer sie ein Erdbeermarmeladenbrot isst oder sieht, erinnert sie das an ihre Großmutter, der sie dieses Gedicht widmet. Die kleingeschnittenen Brotstücke sind für sie „briefmarkengrosse nachmittagsbissen” – unsere Inspiration zum Monatsthema!
Schickt uns im Juli eure Gedichtpostkarten aus dem Sommer(urlaub)! Wie kann eine lyrische Postkarte aussehen? Was sind typische Sätze, die man sofort mit Postkarten verbindet und wie kann man diese kreativ verändern? Wie geht man mit dem begrenzten Platz um? Was erzählt eure Postkarte von euren Sommer- und/oder Urlaubserlebnissen? Wir sind gespannt auf eure Einsendungen zum Thema „briefmarkengrosse nachmittagsbissen“ und wünschen euch allerschönste Sommertage!
marmeladenbrot
für janine nançoz
an guten tagen entfernte grand-maman
mit gezacktem messer weissbrotkrusten,
trug grosszügig margarine auf,
zuletzt mit dem löffel erdbeergelée,
das auf dem streichfett zu kleinen inseln verrutschte.
an allerbesten tagen schnitt grand-maman
das brot entlang der küsten
in briefmarkengrosse nachmittagsbissen:
postkarten an die erinnerung.
aus: Simone Lappert: längst fällige verwilderung
Copyright © 2022 Diogenes Verlag AG Zürich
Weiterführende Informationen
Simone Lappert (*1985)
Studierte Literarisches Schreiben am Schweizerischen Literaturinstitut in Biel, sie lebt und arbeitet als freie Autorin in Zürich. 2014 erschien ihr Romandebüt Wurfschatten (Metrolit) mit dem sie für den ZDF-aspekte-Preis und den Rauriser Literaturpreis nominiert war. Ihr zweiter Roman Der Sprung erschien 2019 bei Diogenes und war für den Schweizer Buchpreis sowie als Lieblingsbuch des Deutschweizer Buchhandels nominiert. Im Frühjahr 2022 erschien ihr erster Gedichtband längst fällige verwilderung – gedichte und gespinste bei Diogenes, für den sie eine Literarische Auszeichnung der Stadt Zürich erhielt. 2023 erschien die mit der E-Bassistin Martina Berther erarbeitete Spoken Poetry Performance zu längst fällige verwilderung als Hörbuch (Diogenes). Simone Lappert ist literarisch und performativ an diversen Kunstprojekten beteiligt, ist Präsidentin des Internationalen Lyrikfestivals Basel, Jurymitglied des Basler Lyrikpreises,war Schweizer Kuratorin für das Lyrikprojekt Babelsprech.International und ist Mitglied des Ad*S (Verband Autor*innen der Schweiz). Ihre literarische Arbeit wurde vielfach gefördert und ausgezeichnet.
GOLDEN DISKÓ SHIP
Die Berliner Multiinstrumentalistin Golden Diskó Ship ist eine Wandlerin und One-Woman-Orchestra zwischen Club und Klanglabor. Unter dem Namen Golden Diskó Ship oder als Mitglied von Bands wie Painting, Soft Grid oder dem Kollektiv Epiphany Now! hat sich die in Berlin lebende Multiinstrumentalistin immer wieder an den Rändern der experimentellen Musik bewegt, aber auch die Möglichkeiten altbewährter Formeln ausgiebig erkundet – ob Folk, Rock, Techno oder Pop. Ihr letztes Album »Araceae« ist von Veränderungen unserer Umwelt und den beklemmenden mit Naturerfahrungen einhergehenden Gefühlen inspiriert. Ihr nächstes Album »Oval Sunpatch« erscheint in Dezember 2023.
